Solinger Medien

Mediokratie – die vierte Macht im Staate, oder?!


Diese Domain heißt "solingen.media", weil sie von einem Solinger aus Solingen auch für Solingen gemacht wird, (auch) mit Themen aus und über Solingen. Und "media" als so genannte Top-Level-Domain, weil eines Tages diese zusätzlichen "Endungen" verfügbar waren und ich der erste war, der sie angemeldet hat. 

Dennoch sollte man dem Namen gerecht werden und kurz vorstellen, welche Medien es in Solingen gibt. Achtung: dies ist eine hemmungslos subjektive Bewertung. Jeder mag eine andere Meinung haben. Hier steht meine. Und die Reihenfolge ist KEIN Ranking, sondern purer Zufall. Wer sich etwas dabei denkt, ist selbst schuld, weil keine Absicht (meinerseits) dahinter steht.


Solingen Magazin

Derzeit neues Publikation in Solingen - NUR ONLINE. Ein sehr ambitioniertes Vorhaben mit derzeit knapper Personaldecke, aber mit viel journalistischem Elan und erkennbarem Talent und Geschick. Bastian Glumm hat einige Zeit für eine andere Publikation gearbeitet und wird wohl deshalb viele sonst üblichen Anfängerfehler vermeiden. Die bisher gezeigte Themenauswahl ist vielfältig, ausgesucht (also kein "wir bringen alles"), die Berichte sind sehr individuell geschrieben. Einerseits aktuell, andererseits eine ganze Menge "Hintergrund" und "Drumherum", Themen, die andere liegenlassen. Insgesamt eher ein Blog als "Zeitung" und damit internet-/mobile-user-gerecht.


Radio RSG

Wem die durchgängige Musikfarbe gefällt, muss einen anderen Geschmack haben als ich. Habe keine Lust, mir Computerschrott anzuhören. Das Radio für Solingen und Remscheid gibt sich gerne unabhängig und als souverän, es gehört mehrheitlich aber dem für diese beiden Städte dominanten Verlag, also Boll. Dennoch ist der Sender in komplexe Gesetzte NRWs eingebunden und hat Pflichten, unter anderem dürfen auch Bürger und Vereine (kurz) zu Wort kommen. Wegen der völlig inkonsequenten Programm-Struktur (lange laute Musik und wenig Zeit für Infos) haspeln die bedauernswerten Moderatoren Nachrichten runter, als ginge drei Minuten später die Welt unter. Auch Reportagen werden auf Banales verkürzt. Leider. Können aber die "Macher" (Mitarbeiter, Redakteure) nicht für, ist Stil des Senders. Erfüllt wegen der Kürze eigener Beiträge die eigentliche Aufgabe, Solingen und Remscheid zu informieren, nur in Ansätzen. Die dazu gehörige Homepage hält auch Nachrichten nur kurz vor, ist also vor allem ziemlich nutzlos und außerdem Eigen- und Fremdwerbung (was man verstehen muss, der Sender verdient sein Geld mit Werbung). Gut ist, der Sender hat live-Streaming, man kann also WLAN-Radio hören (oder, wer genügend Flat hat, auch WiFi).


Solinger Morgenpost (Rheinische Post)

Zuwieder sind uns ja wohl Menschen, die beispielsweise die Schönheit von Frauen nach Brust- und Taillen-Umfang definieren. Ebenso zuwider sind mir Menschen die die SoMo als "#2" titutlieren, nur weil sie eine geringere Auflage hat als der Platzhirsch. Ich kenne viele, sehr viele Solinger, für die ist die Solinger Morgenpost aus Gründen journalistischer Qualität die Nummer Eins. Man nimmt sich im Rahmen des Möglichen Platz für eher ausgewählte Beiträge und verzichtet auf "Meldungs- und Termin-Friedhöfe" (die ihren Nutzen und Sinn haben, woanders aber gut dargestellt werden). Ambitionierte Bilder, durchdachte Texte – alles in allem der Prototyp dessen, was sich (vor allem ältere Menschen) als Zeitung vorstellen: in Ruhe lesen. Leider ist die Homepage (von Düsseldorf aus gesteuert) ein ziemliches Chaos, schade, sehr sehr schade. Derzeit (wieder einmal) in Solingen ein noch ziemlich neuer Redaktionsleiter, habe aber im Laufe der Jahrzehnte noch niemanden dort angetroffen, der seine Aufgabe schlecht gemacht hätte, was auch für alle (freien) Mitarbeiter so gilt.


STADTANZEIGER Solinger

Eine kostenlose, monatlich erscheinende Illustrierte in recht vielen Verteilstellen der Klingenstadt. Das Magazin ist das jahrzehntelange "Kind" eines gerne in rigoroser Dogmatik schwelgenden Gründers und Redakteuers. Wohlgemerkt: Da ist nicht nur legitim, sondern Journalismus pur, denn objektiven Journalismus kann es nicht geben (wer anderes behauptet, hat nur keine Mut, zu seiner Subjektivität zu stehen). Daher wurde/wird das Blatt von vielen gemocht, von anderen gehasst und ignoriert. Zu Unrecht. Wer Demokratie und Meinungsvielfalt als politische Basis von Freiheit begrüßt, muss auch mit Publikationen leben, die nicht immer der Leser Meinung vertreten und trotzdem Informationen und Impulse geben. Ein neuer "Macher" ist seit einiger Zeit mit an Bord, seit dem ist das Blatt ausgewogener und bringt Themen, die insgesamt zwischen informierend und unterhaltend gut ins Solinger Milieu passen. Keine Online-Präsenz.


Solinger Tageblatt ... plus ....

Älteste überlebende Publikation der Stadt, von der Auflage her seit jeher Spitzenreiter. Konnte die Stellung halten, weil der Verlag nach dem 2. Weltkrieg von den Alliierten schnell eine Lizenz bekam und "weitermachen" konnte. Journalistisch-inhaltlich ist das ST in den letzten zwei Jahrzehnten zwischen brav, aber vielfältig und "auf Krawall gebürstet" angesiedelt. Viel zu deutlich für eine Zeitung, die sozusagen "Volks-Informations-Charakter" hat, wurden thematische Süppchen gekocht, die mentalen Unfrieden ins Land trugen. Das hing sehr von handelnden Redakteuren und einem eher Laissez-fair-Stil der Chefredakteure ab. Die Grenzen zwischen Kommentar und Bericht, zwischen Fakten und Meinungen sind – bzw. waren – für normale Leser oft sehr schwer bis überhaupt nicht erkennbar. Objektiv gesehen: Das hat sich dramatisch gebessert, der journalistische Stil ist deutlich besser geworden. Leider hat ein für Außenstehende völlig unverständliches Personal-Konzept zu dramatischen Qualitätsverlusten geführt, die Anzahl der Tippfehler ist aufregend hoch, deutsch müssen Volontäre und möchte-auch-mal-was-schreiben-Mitarbeiter nicht unbedingt können, bei Fakten und Daten kommt es häufig zu Falschmeldungen und Verwechselungen. Vor allem aber sind Redakteure nicht mehr da, die sich in der Szene auskennen. Und wenn, dann muss man immer damit rechnen, dass das ST Meldungen und Reportage nach Gutsherrenart sehr launisch und in Länge wie Aufmachung eigenwillig bringt.
... Das ST/der Verlag Boll hat mehrere Plus, aber dies im additiven und nicht bewertendem Sinne gemeint. Erstens sind Meldungen im Online-Teil größtenteils kostenpflichtig, für Online-Abonnenten frei. Dagegen ist nichts zu sagen, außer, dass die Preisstruktur für gelegentliche Plus-Nutzer wie immer abschreckend ist. Zweitens bringt der Verlag in Solinger Stadtteilen eigene kostenlose Anzeigenblättchen heraus (mit hoher Auflage), fördert also Separatismus, meckert aber ständig gegen das Bergische Pepita, das Klein-klein-Denken. Irgendwie ist das ein Widerspruch. 
Zusätzlich gibt es noch ein kleines "Hochglanz-Magazin" namens Engelbert, das brav dem Trend folgt, ich schreibe über und bringe das, was ich zum Anzeigengeschäft machen kann (legitim, wie soll es sonst finanziert werden?). Kostenlose Verteilung. Zeigt aber auch die Schwächen Solingens auf: Solingern ist keine Glamour-Stadt, auch wenn Engelbert es überzeugend und gut, vor allem fotografisch sauber, darstellt. Kann aber das Heft nicht für.
Und Quatschkopf gibt es neuerdings, ein (kostenloses) Magazin für Kinder. Da ich keins bin, kann ich es schlecht beurteilen. 

Es ist keine Polemik, sondern die pure Wahrheit, wenn zum Schluss angemerkt sei, die meisten Solinger abonnieren "Bolls Blättchen" (so im Volksmund genannt), weil hier die Todesanzeigen drin stehen.