Kind reicher Eltern. Also "Durchschnitt"?

Mir ha'ms doch reichlich, Ha'mwA's etwa nich?


Apple ist ein sehr fürsorgliches Unternehmen. Da wundert es mich doch nicht, dass rechtzeitig vor Muttertag eine dem Bildsujet nach eher an Kinder und Heranwachsende gerichtete Mahnung kommt, doch der lieben Mama zu gedenken. Die vielleicht, wie furchtbar, noch immer mit ihrer prolligen Junghans- oder Rolex- (nur ein paar Brillies drin) oder Cartier- oder Hublot-, oder ganz ganz ganz schlimm, mit einer Swatch rumläuft. Da macht sich Kind doch sorge und kann nur sagen: O ja, während des Jahres fährt mich Mama so oft zum Ballet und Tennis, kauft mir Snowboards und jede Woche Sneaker, da muss sie zum Muttertag, wenn sie wieder einmal schön das Frühstück richtet, auch recht bedacht werden.

 

Richtig!, sagt Apple, gut bedacht und was wäre einer liebenden Mutter noch liebsteres Geschenk als eine allerliebst daherkommende Watch. Eine Apfeluhr.

Wäre sie doch, die Mutter, auf diese Art und Weise stets mit dem Jüngling in Kontakt, weit über Whatsapp und "friends around me" hinaus. Hätte schon das Werkzeug, um demnächst das iCar zu starten, das irgendwann kommende Apple-Auto, das nur fährt, wenn man eine Watch umgeschnallt und ein iPhone dabei hat. Weil, wenn es – das Auto – selbstfahrend vor die Wand kracht, wird exakt der Todeszeitpunkt festgehalten und per iMessage dem diensthabenden Pathologen mitgeteilt. Auch, um Puls und tägliche Schritte in der Küche zu messen, ist eine Watch vollkommen unentbehrlich. Das weiß jedes Kind. Kein schöneres Geschenk für die liebe Mama also könnte es geben ...

 

Einzig, der Blick in die Preisliste verstört ein wenig. Nun ist ja Apple, wie jeder IT-Experte weiß (also 99,999% der Bevölkerung nicht), längst schon via Elektronik ins Musik- und Modegeschäft eingestiegen, ins Film- und demnächst eben auch Automobilgeschäft, verdient das Geld also mit allem, nur nicht mit Computern, aber irgendwie müssen ja auch die Mamas und Papas der so lieb an sie denkenden Kids Geld verdienen, damit diese der Mama zum us-amerikanisch-erfundenen Muttertag das rechte Geschenk machen können. Ein Truthahn reicht nicht, der kommt erst ein halbes Jahr später. 

 

Es gibt sie natürlich schon für lächerlich geringe 349€, doch wer will die so geliebte Mama mit Armer-Leute-Uhren düpieren. Dann doch die mit dem Ärmäääs-Armband (für Ironie-Ungeübte: Hermès, also das Zeugs, das Sie auch sonst immer kaufen) in Leder, welches schon für eintausendvierhundertfünfundfünfzig Euro schnellstens zu bekommen ist. Dass man nützliches Zubehör, wie beispielsweise einen Lautsprecher zur Uhr (hatte schon mein Großvater) für um die 250 Euro dazu haben kann, ist ja wohl klar. 

 

Also das sollte einem Mama doch schon wert sein. Dann muss man eben halt mal eine Woche etwas sorgfältiger mit dem Taschengeld umgehen. 

 

Und vor allem nicht von diesen Idioten von Statistikern und Politikern belabern lassen, die wieder mal glauben herausgefunden zu haben, dass mindestens 25 % der Kinder in Deutschland unterhalb der so genannten Armutsgrenze leben. Selbst wenn man die noch nach oben verschiebt, um die ganz armen von den nur ein bisschen Armen zu unterscheiden: Ja, aber so tausend Euro Taschengeld pro Kid, ja nun wirklich aber auch, das ist ja wohl drin. 

 

Wenn nicht, ist es auch keine Mama, die eine Watch verdient hat ! ! ! ! ! !